Herbstzeit = Hufrehezeit

Herbstzeit ist Hufrehezeit

Auch wenn die meisten Pferdehalter die gefürchtete Krankheit eher mit dem Frühjahr verbinden, ist sie jetzt ganz besonders präsent.

Im Herbst sinken die Nachtemperaturen und das Gras stellt das Wachstum größtenteils ein bzw. speichert die aus der Photosynthese gewonnene Energie im Form von Fruktan ein. Die Sonne tagsüber feuert das Ganze noch an. Hinzu kommt, dass das Gras durch die Aktivität von Endophyten (Pilzen) weiter gestresst ist. Das alles sind mögliche Faktoren, die eine Futterrehe entstehen lassen.

Was ist eine Hufrehe?

Hufrehe ist eine nicht-eitrige Entzündung der Huflederhaut, die die Huflederhaut zerstört und das Hufbein von der Hornkapsel löst. Zusätzlich zum Eigengewicht des Pferdes, übt die tiefe Beugesehne enorme Zugkraft auf das Hufbein aus. In der Folge kann es zu einer Drehung (Hufbeinrotation) bzw. Absenkung des Hufbeins kommen. Im schlimmsten Fall bricht das Hufbein durch die Hufsohle und es droht der Verlust der Hornkapsel (Ausschuhen).

Die Risikofaktoren

Es gibt viele verschiedene Auslöser, die eine Rehe entstehen lassen. Dabei ist Gras nicht immer der Grund. Weitere mögliche Risikofaktoren können sein:

  • Infektionserkrankungen
  • Stoffwechselerkrankungen, wie z. B. Equines Cushing Syndrom (ECS) und Equines Metabolisches Syndrom (EMS)
  • Futter, wie z. B. Getreide, Kraftfutter, Gras, Brot, Äpfel, Karotten, usw.
  • Giftpflanzen
  • Medikamente
  • Nachgeburt (Geburtsrehe)
  • Überbelastung, wenig trainierte Pferde
  • Trauma, Verletzung
  • Übergewicht
  • Stress

Schmerz als Schutzfunktion

Die Hufrehe ist mit starken Schmerzen verbunden, die bis zur kompletten Bewegungslosigkeit reichen kann. Betroffene Pferde nehmen eine charakteristische Körperhaltung ein, indem sie ihr Gewicht auf die Hinterhand verlagern und die Vorderbeine nach vorne wegstellen, die sogenannte „Sägebockstellung“. Es ist der Versuch dem Druck der Schmerzen auf der Vorhand auszuweichen.

Schmerz ist ein Symptom und übernimmt eine wichtige Schutzfunktion, indem er den Körper vor schädlichen oder gefährlichen Einflüssen bewahrt. Unterdrückt oder nimmt man den Schmerz, so geht diese wichtige Warnfunktion verloren und der Organismus wird eventuell überlastet. Andererseits kann es entscheidend sein den Schmerzkreislauf zu unterbrechen, damit der Körper wieder seine normale Funktion wahrnehmen kann.

Grundsätzlich gilt, dass Sie als Tierbesitzer zusammen mit ihrem Therapeuten individuell abwägen, ob und wie weit Sie Ihrem Tier den Schmerz nehmen.

Weitere typische Symptome können sein

  • steifer, unwilliger Gang bzw. Lahmheiten
  • Trachtenfußung, die Pferde laufen wie in „Pantoffeln“
  • Hufe sind wärmer als sonst
  • stark pulsierende Mittelfußarterie
  • häufiges Liegen
  • verändertes Allgemeinbefinden und Verhaltensänderungen
  • Futterringe an den Hufen
  • verbreitere weiße Linie (Huf)
  • Schwellung am Kronsaum
  • Verformungen des Hufes
  • erhöhte Temperatur und Atemfrequenz, Schwitzen, Zittern
  • Durchfall, Kotwasser, Kolik

Dabei können sich sowohl im akuten als auch im chronischen Verlauf die Symptome ähneln oder anders darstellen. Jede Auffälligkeit die sich zeigt, sollte genauestens beobachtet und hinterfragt werden.

Wenn der Notfall eintritt

Zeigt Ihr Pferd erste Symptome, bitte rufen Sie umgehend den Tierarzt. Hufrehe ist immer ein Notfall. Bis der Tierarzt eintrifft, können Sie einiges tun, um Ihrem Pferd zu helfen:

Keine Bewegung

Bewegen Sie Ihr Pferd so wenig wie möglich bzw. lassen Sie es liegen. Ihr Pferd schont sich und sein Herz-Kreislaufsystem, es weiß oft selbst genau, was in dem Moment richtig ist.

Kein Futter

Bieten Sie bitte kein Futter an. Die meisten Pferde werden es zwar nicht anrühren, aber es gibt auch Kandidaten, die sich nicht daranhalten.

Hufe kühlen

Kühlen Sie die Hufe und Beine mit kaltem Wasser oder Kühlkompressen. In einem Geschirrtuch eingewickelte gefrorene Erbsen im Beutel tun es auch.

Weiche Einstreu

Streuen Sie die Box großzügig mit weicher Einstreu ein, geeignet sind z. B. Sand, Torf oder Sägespäne.

Notfall-Tropfen

Sie können Rescue-Tropfen, eine Bachblüten-Mischung für den Notfall, ins Maul geben. Diese sollten sie immer in der Stallapotheke vorrätig haben.

TTouches

Machen Sie TTouches, wie z. B. den Ohren-TTouch. Lassen Sie sich diesen von mir vorab zeigen, er ist schnell zu lernen und einfach durchzuführen.

Besonders wichtig – die Zusammenarbeit

Schon während der schulmedizinischen Erstversorgung sollte ein Rehe-erfahrener Hufspezialist hinzugezogen werden. Weiter können Sie mit naturheilkundliche Therapien die Behandlung ergänzen.

Die Zusammenarbeit von Fachleuten und Ihnen als Pferdebesitzer ist wichtig. Denn nur ein Hand in Hand arbeitendes Netzwerk ermöglicht die besten Voraussetzungen für eine schnelle und erfolgsversprechende Therapie und Besserung. Je früher eine Hufrehe diagnostiziert und behandelt wird, desto positiver wirkt sich dies auf den Krankheitsverlauf Ihres Pferdes aus.

Vorbeugen ist besser als Heilen

Damit Ihr Pferd erst gar keinen Hufreheschub erleidet, können Sie vorsorglich einiges tun. Rufen Sie an, schreiben Sie oder buchen Sie gleich Ihren Telefon-Wunschtermin im Online-Terminkalender.

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