In unserer schnelllebigen Zeit ist nicht nur unser Leben hektisch und stressig, Stress kann sich auch auf unsere Tiere übertragen. Hunde, Katzen und Pferde sind besonders empfindlich und haben ein spezielles Gespür für Stress und Ängste entwickelt.
Stressreize
Stressreize können vielfältig sein. Es reicht schon eine temporäre, meist kurz andauernde Stresssituationen, wie ein Tierarztbesuch oder eine Hänger- bzw. Autofahrt. Hinzu kommen Veränderung im Umfeld, wie Familienzuwachs oder die Trennung von einem geliebten Menschen bzw. Artgenossen. Besonders traumatisch und belastend ist der Umzug in ein Tierheim mit pausenlosem Lärm und beengten Platzverhältnissen.
Weiter sind es mangelnde Sozialkontakte oder wenn untereinander die Rangordnung geklärt wird. Dabei sind ständige Auseinandersetzungen mit Artgenossen, mangelnde artgerechte Haltung oder falscher Umgang oftmals das, was Stress erst zum Stress werden lässt. Sowohl Stress als auch Angst verursacht die Ausschüttung von Stresshormonen, Herzrasen und eine verstärkte Atmung. Bei Tieren, die an einer Herzerkrankung leiden, kann sich unter einer solchen Situation das Beschwerdebild um ein Vielfaches verstärken und damit für das Tier lebensbedrohlich werden lassen.
Wenn Dauerstress krank macht
Psychische und körperliche Stresssituationen die punktuell auftreten, belasten kurzfristig den Organismus und sind meist keine Gefahr für die Gesundheit. Im Gegenteil, Eustress kann positiv beeinflussen. Er macht vitaler und leistungsfähiger, lässt den Körper danach einfacher zur Ruhe kommen und schafft Ausgeglichenheit.
Anders sieht es aus, wenn durch eine andauernde Belastungssituation Stress zum Dauerstress wird. Chronischer Stress macht krank, hat direkte Auswirkung auf das Verhalten und die verschiedene Körpersysteme. Bei Distress befinden sich Haut, Verdauung, Muskulatur und das Immun- bzw. Hormonsystem pausenlos im Ausnahmezustand.
Krank durch Stress
Stressbedingt wird neben Cortisol auch das Stresshormon ACTH ausgeschüttet, um die notwendige und länger anhaltende Cortisolproduktion sicherzustellen. Es wird vermutet, dass die permanent erhöhte Cortisolausschüttung irgendwann die körpereigene Cortisolproduktion einschränkt. Und da Cortisol zusammen mit Insulin den Blutzuckerspiegel reguliert, werden erst Stoffwechselerkrankungen wie EMS (Equines Metabolisches Syndrom) oder Diabetes möglich. Außerdem steigt mit der Cortisol- und ACTH-Produktion das Hufreherisiko bei einer bestehenden Erkrankung an EMS (Equines Metabolisches Syndrom) oder ECS (Equines Cushing Syndrom) deutlich an.
Stressauslösende Faktoren wirken direkt auf das Immunsystem und schwächen damit das Abwehrsystem. Durch die Ausschüttung von Stresshormonen verlieren die Immunzellen die Fähigkeit sich zu vermehren, um z. B. Krankheitserreger abzutöten. Diese Immunsuppression führt dazu, opportunistischen Keimen und damit Infekten bzw. Verdauungsstörungen Tür und Tor zu öffnen.
Stress hat zugleich einen starken Einfluss auf das Schmerzempfinden. Ist der Körper krank und schmerzt, wird Schmerz unter Stress noch wesentlich stärker empfunden, was daran liegt, dass sich beide Empfindungen in der gleichen Gehirnregion befinden.
Wenn Stress auf den Magen schlägt
Stress kann auch ordentlich auf den Magen schlagen. Er bewirkt die Ausschüttung des Hormons Adrenalin und kurze Zeit später die Freisetzung des Anti-Stress-Hormons Cortisol. Beide Stresshormone setzen den Körper in Alarmbereitschaft und bereitet ihn auf Flucht oder Angriff vor. Gleichzeitig steigt die Atmungs- und Herzfrequenz, die Muskulatur wird stärker durchblutet. Das benötigte Blut wird aus dem Magen-Darm-Trakt abgezogen und die Verdauung wird eingestellt. Die Folge sind Bauchschmerzen, Kolik, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kotwasser oder das Entstehen eines Magengeschwürs bzw. einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis).
Stress und Angst – der Zusammenhang
Stress ist die Reaktion des Körpers auf eine Bedrohung und wird als emotionale oder physische Anspannung wahrgenommen, er versetzt den Körper in einen Ausnahmezustand. Gleichzeitig sinkt die Konzentrationsfähigkeit und die Gehirnleistung nimmt ab. Dabei löst Stress im Körper die gleichen Reaktionen aus wie Angst. Dauert Stress an, erzeugt dies Angst.
Angst ist angeboren und schützt. In Angstsituationen bereitet sich der Körper darauf vor, im nächsten Moment zu kämpfen oder zu flüchten. Die Aufmerksamt richtet sich dann alleinig auf die mögliche Bedrohung. Geprägt und verändert wird dieses Verhalten durch Lernprozesse, Erfahrungswerte und Beobachtungen. Die Aufzucht, Haltung und der menschliche Umgang nehmen starken Einfluss auf das Entstehen von Angst. Da reicht eine kleine Veränderung, ein einschneidendes Erlebnis oder eine anhaltende Stresssituation.
Geräuscheangst
Exzessiver Lärm, wie beispielsweise das Feuerwerk an Silvester, ein Gewitter oder hupende Autos können Geräuscheangst erzeugen. Sie kann von einen Tag auf den anderen auftreten und Geräusche betreffen, die vorher nie angstauslösend waren. Im ungünstigen Fall verschlimmern und verschieben sich mit der Zeit die Ängste. Dann werden ähnliche zunächst unproblematisch Geräusche gleichfalls bedrohlich empfunden.
Angstmachende Situationen können plötzlich zu einschneidenden Verhaltensveränderungen führen. Kompensiert oder verdrängt wird die Angst dann vielmals durch eine Gegenreaktion. Übertriebenes Putzen und Knabbern an den Pfoten, ausreißen der Fellhaare, gar das eigenständige Zufügen von Verletzungen oder das Entwickeln von Aggressionen gegen Artgenossen oder Menschen sind nur einige Beispiele. Manche Tiere ziehen sich völlig zurück, werden apathisch, teilnahmslos, unsauber oder markieren die Wohnung.
Hilferuf der Seele
Viele Haut- und Fellkrankheiten haben ihre Ursache in psychischen Ungleichgewichten. Auch wenn nicht hinter jedem Ausschlag die Psyche steckt, sind derartige Erkrankungen oft stressbedingt. Ausfall des Fells, Hautallergien, Juckreiz und vieles mehr können ein Hilferuf der Seele sein.
Stress der Lernkiller
Die Ausschüttung von Hormonen beeinflusst die Gedächtnisleistung und das je nach Situation positiv oder negativ. Moderater Stress kann das Lernen fördern. Stress und Angst senkt jedoch die Konzentrationsfähigkeit, mindert die Gehirnleistung und macht effektives, nachhaltiges Lernen unmöglich. Und so wird unverhältnismäßige körperliche und geistige Belastung zum Lernkiller.
Falsche Fütterung
Eine unsachgemäße Fütterung hat direkte Auswirkungen auf die Stresstoleranz. Ursächlich sind meist kohlenhydrat- und eiweißreiche Futtermittel, die die Darmflora ungünstig verändern und die Aufnahme von wichtigen Aminosäuren, wie das Tryptophan einschränken. Ein Mangel an L-Tryptophan, der Vorstufe des Neurotransmitters und Glückshormons Serotonin, wirkt sich direkt auf die Nervosität aus und lässt Stresssituationen stärker empfinden.
Vorherrschende Darmflora-Ungleichgewichte führen zu Nährstoffmängeln bei Mangan, Zink und Magnesium. Gleichzeitig kann ein gestörter Vitamin B-Stoffwechsel, der das Nervenkostüm steuert, sich in seiner Funktion einschränken. Nicht umsonst werden die B-Vitamine gern Nervenvitamine genannt.
Machen Sie sich auf die Suche
nach möglichen Stress-Auslösern. Doch leichter gesagt als getan. Oft ist die Suche zeitaufwändig oder die Ursache ist bekannt, kann aber nicht direkt abgestellt werden. Das Silvester-Feuerwerk ist so ein Beispiel oder das Aufstallen in eine Box nach einer Verletzung. Hier kommt die Naturheilkunde ins Spiel. Mehr dazu in einer der nächsten Ausgaben des Huf und Pfote-Newsletters – hier gleich anmelden.
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